Über


Menschen in Heimersdorf - ein Porträt

Leider weilt Friedrich Vesen, dessen Leben wir Ihnen nahebringen wollen nicht mehr unter uns. Er starb am 24.06.2022. Mit der Veröffentlichung dieses Porträts wollen wir ihm jedoch posthum die Ehre erweisen.
In Heimersdorf besser bekannt als "Fritz, der Reimer" wurde er 1924 in Stommeln geboren. Im Alter von 2 Jahren zog seine Familie mit ihm erstmalig nach Köln. Zunächst ins Hansa-Viertel, dann nach Zollstock. In der damals so genannten "Volksschule" in der Balthasarstr. absolvierte er seine Schulzeit. Nach seiner Ausbildung zum Fernmeldetechniker bei der Post folgen von 1942 an drei Jahre Einsatz im Zweiten Weltkrieg bei einer Kosaken-Einheit, von Hitler rekrutierten Kosaken, die im Balkan, Serbien und Kroatien seinem Befehl unterstanden.

Mit ganz viel Glück und einem riesigen Gottvertrauen erreichte er 1945 auf Umwegen seine Heimat ohne in Gefangenschaft zu geraten. Als Lehr-Geselle arbeitet er wieder bei der Bundespost und wurde als Fernmeldemeister sogar verbeamtet. Schließlich ließ er sich zum Fachlehrer an der Berufsschule in Bonn ausbilden. Diesen Beruf übte er noch 18 Jahre bis zu seiner Pensionierung aus.

Zurück zu den Kriegsjahren. Seine Eltern waren ausgebombt und wurden nach Lantenbach (bei Gummersbach) evakuiert. Schließlich zogen sie zunächst nach Paffrath, einem Stadtteil von Bergisch Gladbach und dann nach Köln-Longerich. 1948 baute die Familie im "Frings-Veedel" auf Erbpacht-Basis ihr Haus am Asbacher Weg in Heimersdorf.

Durch Elisabeth Hesse wurde sein Kontakt zu Heimersdorf noch intensiver. 1954 heirateten die Beiden und im laufe der Jahre bekamen sie vier Kinder. Drei Töchter und einen Sohn.

Später bewarb sich das Ehepaar Vesen um ein neues Haus, welches im Dahlhauser Weg entstehen sollte. So konnten sie ihr Haus mitbauen und mitgestalten. 1973 bezogen sie ihre neue und bis heute immer noch bewohnte Bleibe.

Seit seiner Jugend hatte Friedrich Vesen bereits schriftstellerische Ambitionen. Er dichtete vornehmlich zu Geburtstagen und Familienfeiern, bei denen sich alle Anwesenden auf eine Kostprobe seiner "kölsche Tön" - Darbietungen freuten.

Neben der Dichtkunst hatte er auch noch andere Hobbys wie Kegeln, im Karnevalsclub mitzuwirken, Schlagzeug und Mundharmonika zu spielen. Bei Karnevalssitzungen der kfd (katholische Frauen Deutschlands) trat er in Longerich, Pesch und Weiler oft als Schlagzeuger auf. Zuhause erfreute seine Mundharmonika-Spiel seine Familie, insbesondere seine Urenkel.

Trotz seiner Kriegserlebnisse, die ihn sehr prägten, hatte er das große Glück, ein überwiegend fröhlicher Mensch zu bleiben. Als gläubiger Christ "rheinisch"-katholischer Konfession bezeichnete er später seinen Weg aus dem Krieg zurück in die kölsche Heimat als "Gottesweg".

Diese Erfahrungen ließen ihn demütig sein Leben führen. Sein Weg durch Höhen und Tiefen machten ihm bewusst, dass er doch eigentlich trotz allem Erlebt- und Durchlittenem ein großer Glückspilz war. Dafür machte er ausschließlich seinen Herrgott verantwortlich und dankte es ihm. So engagierte er sich schließlich 39 Jahre lang als Lektor (Vorleser der Lesung in der heiligen Messe) in "Christi Verklärung".

Doch auch der Sangeskunst verschrieb er sich. Er etablierte einen Singkreis, dessen Dirigent und Organisator (die Proben fanden in seinem Partykeller statt) er mindestens 20 Jahre lang war. Bei wichtigen Anlässen wie runden Geburtstagen, Jubiläen, Silber- und Gold-hochzeiten erfreute der Auftritt der Ensembles die Herzen der zu Ehrenden.

Überhaupt war für Friedrich Vesen die Familie das Wichtigste! Seine Kinder, die ihm zwei Enkel und zwei Urenkel schenkten, wohnen im Haus oder seiner unmittelbaren Nachbarschaft. Seine jüngste Tochter hat die gleiche Affinität zur "kölschen Sproch" wie die Eltern. Seit 41 Jahren ist sie als Puppenspielerin im Hänneschen Theater in der Stadt "dat Köbesjen" (der Sohn vom legendären Tünnes).

Sowohl seine Frau als auch er selbst überließen ihre Kölsch verfassten Beiträge der "Akademie för uns kölsch Sproch". In drei Büchern hat H. Vesen sich mit seinen Texten verewigt. In "Kölle läv et janze Johr" und "Kölle läv op der janze Welt" sowie in "Et hät nhoch immer jot jejange", einem Buch in dem auch die kölsche Prosa von seiner Frau Elisabeth erschien.

Im "Kölsch Telefon 3 / 4" wurde ein Beitrag von Friedrich Vesen gemeinsam mit denen anderer kölscher Mundartdichter veröffentlicht. Ein von ihm selbst gesprochener Beitrag wurde in einer anderen Aktion der Akademie als Tonbandaufzeichnung dem geneigten Hörer zur Verfügung gestellt.

Seine Lebensphilosophie war es dem Leben, mit dem was es für einen bereit hält, aufgeschlossen, liebenswürdig, fröhlich und zuversichtlich und in jedem Fall mit viel Humor zu begegnen.

Seinen Herrgott war er dankbar für die ihm vergönnte Lebensspanne von 98 Jahren trotz der größeren und kleineren Wehwehchen des nicht mehr ganz so jugendlichen Alters.

Seinen großen Wunsch in zwei Jahren die 100 zu erreichen, damit er auf jeden Fall die Einschulung seines Urenkelchens noch miterleben kann, hat ihm der himmlische Vater nicht erfüllt, aber er hat ihm ein erfülltes Leben geschenkt.

Möge er ruhen in Frieden.